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Wie sich Jugendliche mit dem Tod befassen können

Was ist, wenn einem der Arzt eine niederschmetternde Diagnose gibt? Die verbleibende Zeit nach dem Motto „Jetzt erst recht“ führen? Oder in einer Depression versinken? Erwachsene verdrängen den Tod oft aus ihrem Leben. Jugendliche verschwenden kaum einen Gedanken an ihn. Und genau um sie und ihre Sicht auf das Sterben geht es in einem Theaterstück des Sulzschneiders Stefan Grassmann. Er will das meist unangenehme Thema Jugendlichen nahebringen und startet dafür ein Projekt, von dem vor allem Schulen in der Region profitieren sollen.
„Die große Reise“ heißt das Stück, dessen Premiere nun ansteht. In 50 Minuten versuchte es zu umfassen, was die Nachricht, nicht mehr lange zu leben zu haben, in einem selbst und in der Umgebung auslöst und wie sie einen verändert.
So geht es zumindest den Protagonisten in dem Stück. Da ist Anton, 14 Jahre alt. Er weiß, dass er bald sterben wird. In dieser Situation trifft er den eigentlich nervigen Lennie, der ihm aus unerfindlichen Gründen helfen möchte, damit klarzukommen. Die beiden sehr unterschiedlichen Jugendlichen schreiben Listen, auf denen sie festhalten, was noch alles passieren soll, damit der Weg zum „Rüber“ leichter wird.
Dazu gehört Antons großer Traum: einmal Paris. Er erfüllt sich tatsächlich. Dort treffen sie die spontane und sehr direkte Obdachlose Johanna. Sie gibt den beiden einen ganz neuen Blick auf das Leben.
Seit längerem beschäftige er sich mit der Thematik, sagt Grassmann. Mal ernst, mal humorvoll stellt der Schauspieler den Tod dar. In diesem Stück ist er allerdings nicht auf, sondern neben der Bühne zu finden. Er hat es geschrieben und führt Regie.
Finanziert wird das Ganze von der noch jungen Aachener Stiftung MaMiMo. Als Coach hat Grassmann für das Unternehmen der Stiftungsgründer gearbeitet. Die waren von seiner Arbeit ganz offensichtlich derart angetan, dass er den Auftrag erhielt, das Projekt umzusetzen. Denn es sollten Profis vor und auf der Bühne sein, die die Thematik kind- und jugendgerecht aufarbeiten. Zwei von ihnen sind Judith Schwendiger, Schauspielerin, Sprecherin und Sängerin, sowie Patrick Lutz. Er ist Schauspieler, Gesangspädagoge, Regisseur und Sänger. Beide kennen sich von der Schule und von der Theaterschule Mobilé.
Besonders geeignet sei „Die große Reise“ für den Religions-, Ethik- und auch den Deutschunterricht als Einstieg ins Thema, sagt Grassmann. Es soll keine Auseinandersetzung mit dem Sterben aus religiöser Sicht sein, sondern vielmehr eine Gesprächsanregung bieten, um sich möglichst unbefangen mit der Problematik auseinanderzusetzen. Zielgruppe sind vornehmlich Kinder und Jugendliche im Alter zwischen elf und 18 Jahren, aber auch allen anderen Gruppen und Vereinen wird das Stück angeboten. Das Besondere daran: Die Aufführungen sind dank der Stiftung kostenfrei. „Wir spielen bundesweit vor kleinem wie großem Publikum“, sagt Grassmann.
Die Aufführungen in Sulzschneid sind am Freitag, 17., und am Sonntag, 19. September, jeweils ab 20 Uhr im Vereinsheim. Es gilt die 3G-Regel. Reservierung der Plätze per E-Mail unter info@stefangrassmann.de
(Bericht mit freundlicher Genehmigung der Allgäuer Zeitung)