Viele Gebete, noch mehr Gesänge und reichlich Weihrauch: Es war ein ungewöhnlicher Gottesdienst, den die Angehörigen der Pfarreiengemeinschaft Stötten erlebten. Und genauso ungewöhnlich war, dass sich 23 Priester rund um den Altar versammelt hatten. Es war die Jubiläumsfeier der indischen Missionsgesellschaft des heiligen Thomas des Apostels. Vor 50 Jahren war der Orden gegründet worden, in Stöttens Pfarrkirche St. Peter und Paul wurde die zentrale Messe für die Patres in Deutschland gefeiert. Zuvor waren Vargese und seine Mitbrüder in Rom. Höhepunkt war eine Audienz bei Papst Franziskus.
Der Orden ist in hiesigen Breiten weitgehend unbekannt, nicht aber seine Mitglieder. In einigen Pfarreien des Dekanates Marktoberdorf und im Bistum Augsburg sind sie als Seelsorger tätig. Einer von ihnen ist Sajimon Vargese, Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Stötten und zugleich Sprecher der Priester des Thomas-Ordens in Deutschland.
Der Gottesdienst wurde im syro-malabarischen Ritus gefeiert. Er steht damit für die Verbindung zur syrischen Kirche und zu Malaba, wie der Bundesstaat Kerala früher genannt wurde. Dort war der Apostel Thomas im Jahr 52 gelandet, um das Christentum zu verbreiten. Sogar Angehörige der höheren Kasten der Hindus ließen sich taufen. In Erinnerung daran sagen Thomas-Christen von sich, sie seien Hindu in der Kultur, Christen in der Religion und orientalisch in der Liturgie. Daran erinnerten im Gottesdienst nicht nur die zum Teil farbenfrohen Gewänder der Priester, sondern vor allem die Gesänge mit ihrem meditativen Charakter.
Domvikar Martin Riß, stellvertretender Leiter der Personalabteilung Priester, würdigte in seiner Festpredigt, dass die Ordensleute Zeugnis in tätiger Nächstenliebe geben. Schwerpunkte ihrer Arbeit in Indien sind der Aufbau von Schulen, Selbsthilfeeinrichtungen und Gesundheitszentren.
Bevor sie nach Stötten reisten, waren die Ordensleute von Papst Franziskus zu einer Audienz eingeladen, besichtigten Assisi und besuchten das Grab des Heiligen in Ortona. Im Februar fliegen sie nach Indien zum Sitz ihres Klosters, wo sie mit den anderen Ordensbrüder den Gründungstag feiern.
(mit freundlicher Genehmigung der Allgäuer Zeitung)